Kunststoffe und Kunststofferzeugnisse

Kunststoffe sind feste Stoffe, die synthetisch hergestellt werden. Als erstes Kunststofferzeugnis gilt das Birkenpech. Es wurde mittels Trockendestillation aus der Rinde von Birken gewonnen und wurde schon in der Steinzeit als Klebstoff für Werkzeuge verwandt. Birkenpech gilt als „natürlicher Kunststoff“, also als ein Kunststoff mit natürlichen Ausgangsmaterialien. Ein anderer natürlicher Kunststoff war das so genannte Kunsthorn, das schon im 16. Jahrhundert aus Ziegenkäse hergestellt wurde. Der erste industriell genutzte Kunststoff war das Gummi.

Im Jahr 1870 suchte man nach einem Material, aus dem sich Billardkugeln formen ließen. Diese bestanden bis zu diesem Zeitpunkt aus Elfenbein. Doch Billard war so populär, dass man nicht länger auf das wertvolle Elfenbein zurückgreifen wollte. Die Brüder Hyatt arbeiteten an einem Kunststofferzeugnis namens Kollodium. Dieser explodierte allerdings beim Aufprall der Kugeln. So gab man Kampfer dazu und stellte so Celluloid her, einen harten Werkstoff, der bald seinen Siegeszug durch die Welt antrat. Es wurde als erstes Kunststofferzeugnis patentiert und fand bald für Fotografie, Film und im Dentalbereich Verwendung.

Der Belgier Leo Baekeland stellte 1907 den ersten vollsynthetischen Kunststoff her. Er nannte dieses Flüssigharz Bakelit. Es war das erste Hartplastik und konnte in beliebige Formen gegossen werden. Es war außerordentlich formstabil, hitzebeständig und bruchfest. Es fand schon bald für ganz unterschiedliche Kunststofferzeugnisse Verwendung: Fotoapparate, Armaturenbretter, Radios und auch Bestandteile von Waffen waren aus Bakelit.

Kunststoff erobert die Welt

Bald ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr Kunststoffe wurden – mehr oder weniger zufällig – entdeckt. Die ersten Kunstfasern gab es in den 1920er Jahren, in den späten 1930ern folgte das Teflon und auch das Polyethylen, das noch heute für viele Kunststofferzeugnisse eingesetzt wird. Die Zahl der Kunststoffe ist heute sehr groß. Für viele Industrieprodukte geht ohne Kunststoff heute gar nichts mehr. Ob PVC oder Polymere, Kunststofferzeugnisse sind allgegenwärtig.

Seit 1976 sind Kunststoffe die meist verwendete Werkstoffe der Welt

In Europa ist das Geschäft mit dem Kunststoff nach wie vor erfolgreich. Die 27 EU-Länder, Norwegen und die Schweiz produzieren zusammen etwa ein Viertel der Weltproduktion von 260 Millionen Tonnen jährlich. Der Bedarf an Kunststoff liegt in den genannten Ländern bei über 50 Millionen Tonnen jährlich und steigt stetig an. Seit 1976 sind Kunststoffe die meist verwendete Werkstoffe der Welt. Ein Problem jedoch stellt die Entsorgung dieser Stoffe dar. Denn die meisten von ihnen verrotten nicht und gerade Verpackungen aus Kunststoff lassen die Müllberge stetig wachsen.

Recycling der Kunststofferzeugnisse – eine schwierige Sache

Eine Alternative zu diesem großen Müllaufkommen ist das Recycling. Doch das Recycling von Kunststoff und Kunststofferzeugnissen ist nicht so einfach, zumindest wenn man daraus wieder direkt neuen Kunststoff erzeugen möchte. Denn die chemische Zusammensetzung der einzelnen Kunststoffe ist sehr unterschiedlich. So ist für eine Wiederverwertung die Sortenreinheit oberste Bedingung. Denn nur sortenrein sortiertes Material kann auch wieder zu neuen Kunststofferzeugnissen werden. In Deutschland gibt es dafür das Duale System, das Verpackungsmüll im Auftrag der Verpackungsindustrie sammelt, sortiert und der Wiederverwertung zuführt. 

Recycling der Kunststofferzeugnisse ? eine schwierige Sache

Darüber hinaus ist es auch möglich, Kunststofferzeugnisse wieder in ihr Ausgangsprodukt, das Öl, zu verwandeln. Dafür ist allerdings ein hoher Energieaufwand nötig, was das Verfahren bisher unwirtschaftlich macht. Neuerdings kann man Kunststoff-Müll auch bei der Stahlproduktion einsetzen. Er dient dort als so genanntes Reduktionsmittel.

Etwa die Hälfte der gebrauchten Kunststofferzeugnisse werden derzeit verwertet, die andere Hälfte geht in die Müllbeseitigung. Neuerdings gibt es auch Biokunststoffe. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie biologisch abbaubar und damit zumindest als Müll unbedenklich sind. Solche Kunststofferzeugnisse eignen sich besonders als Kompostsäcke oder für Anwendungen in der Landwirtschaft. Außerdem sind sie in der Medizin gefragt, da sie sich im Körper abbauen lassen. Problematisch ist es nur, wenn sie in den Recyclingkreislauf geraten, da sie optisch nicht von anderen Beuteln aus Kunststoff zu unterscheiden sind und so regelmäßig aussortiert werden.

Derzeit arbeitet man daran, Kunststoff aus erneuerbaren Rohstoffen wie Zucker oder Getreide herzustellen, denn für Kunststofferzeugnisse werden bisher vorwiegend fossile Brennstoffe wie Öl oder Kohle eingesetzt. Diese knapper werdenden Ressourcen sollen so langfristig durch erneuerbare ersetzt werden und dadurch die Umwelt schonen. Kunststoff und Kunststofferzeugnisse bereichern unsere Welt mit vielen wichtigen Produkten, sind jedoch bisher nicht völlig unproblematisch.