Holz – ein natürlicher Werkstoff mit riesigem Potenzial
Holz und Wald sind nicht nur in Deutschland untrennbar miteinander verbunden. Denn ohne intensive Forstwirtschaft könnten wir unseren Bedarf an Holz kaum decken. Früher galt der Wald als gefährliche Zone dunkler Geheimnisse. Heute dagegen ist der Wald eine Kulturlandschaft, die gehegt und gepflegt wird. Jahrelang hatte man das Holz außerdem als „schmutzigen“ und unmodernen Brennstoff aus den Häusern verbannt. In Zeiten von Klimakatastrophe und steigenden CO2-Emissionen wird Holz auch wieder gern zum Heizen genutzt, denn seine Verbrennung ist klimaneutral.
Deutschland gehört zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Erde. Allein schon deshalb kommt dem Wald eine hohe Bedeutung zu. Er dient nicht nur dazu, uns mit Brennmaterial zu versorgen, sondern ist auch eine wichtige Rückzugsmöglichkeit und das Naherholungsgebiet Nummer eins. Alle deutschen Bürger zusammen gehen rund 1,5 Milliarden Mal pro Jahr in den Wald, um dort spazieren zu gehen, Sport zu treiben oder Pilze zu suchen. Und selbst wenn die Bäume – und damit auch das Holz – in Privatbesitz sind, darf die Bevölkerung den Wald genießen. Denn jeder Waldbesitzer muss seinen Wald öffentlich zugänglich machen. Teile von Naturschutzgebieten können davon ausgenommen sein, wenn es dem Schutz der Flora und Fauna dient.
Holz von Buchen und Eichen besonders begehrt
Der wichtigste Baum und damit auch der bedeutendste Lieferant von Holz ist die Buche. Deutschland beherbergt ein Viertel der Buchenwälder weltweit. 15 Prozent des deutschen Waldes bestehen aus Buchen. Deshalb fühlt sich die deutsche Forstwirtschaft berufen, den Buchenwald besonders zu schützen. Denn er prägt das Bild des Waldes in unserem Land nachhaltig. Das Holz der Buche ist auch international sehr begehrt, sowohl als Nutz- als auch als Industrieholz. Denn dieses besonders harte und widerstandsfähige Holz kann auch als Ersatz für Tropenholz verwendet werden. Besonders gern setzt man es für Möbel und Gebrauchsgegenstände ein, zum Beispiel für Bürsten oder Löffel.
Ein weiterer Baum wurde nicht nur in Deutschland für seine Langlebigkeit entdeckt: die deutsche Eiche. Sie wird sehr gern für Möbel und auch Parkett eingesetzt. Von den 72 Baumarten in deutschen Wäldern werden 26 Laub- und sieben Nadelbaumarten kommerziell genutzt. Auf dem ersten Platz findet sich die Fichte mit 28 Prozent, danach folgen Kiefer mit 24 Prozent, sowie Buche (15 Prozent) und Eiche (10 Prozent). Ihre Stämme werden zu ganz unterschiedlichen Zwecken genutzt.
Aber der Wald ist nicht nur als Rohstofflieferant interessant. Das Geschäft mit dem Holz gibt auch vielen Menschen Arbeit. In der Forstwirtschaft arbeiten rund 98.000 Mitarbeiter, 1,3 Millionen Waldbesitzer leben vom und mit dem Wald. In diesem Wirtschaftzweig werden jährlich etwa 1,8 Milliarden Euro umgesetzt.
Doch zur Holzproduktion kommt noch die Weiterverarbeitung von Holz. Ein weiterer Wirtschaftzweig, der zu großen Teilen auf den Werkstoff angewiesen ist, ist die deutsche Holz- und Möbelindustrie. Sie umfasst annähernd 2.600 Betriebe mit ca. 200.000 Beschäftigten. Ihr Jahresumsatz liegt bei über 39 Milliarden Euro jährlich. Und weil der Werkstoff so vielfältig zu verarbeiten ist, gibt es ganz unterschiedliche Produkte aus diesem Material: Möbel oder Musikinstrumente, Pinsel und Besen, sie alle enthalten häufig Holz und werden von Endverbrauchern wie von Firmen gleichermaßen benötigt und eingesetzt. Den größten Anteil an der Wirtschaftsleistung der Holz- und Möbelindustrie hat die Möbelbranche mit fast 20 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Dazu kommt das so genannte Holzgewerbe, also die Holz verarbeitenden Betriebe außer der Möbelproduktion. Hiermit sind die Hersteller von Säge-, Platten- und Holzprodukten gemeint, die vor allem Waren erzeugen, die auf dem Bau benötigt werden. Dazu kommen Unternehmen, die Bauelemente und ganze Bauten aus Holz fertigen sowie Sägewerke und kleinere Bereiche der Holzverarbeitung wie Hersteller von Holzverpackungen, Särgen oder Musikinstrumenten und anderen kleineren Waren aus Holz. Sie alle erwirtschaften jährlich etwa 5,4 Milliarden Euro.
Holz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
Holz ist ein vielfach unterschätzter Wirtschaftszweig. Wir nehmen diesen nachwachsenden Rohstoff als selbstverständlich hin, denn trotz der dichten Besiedelung unseres Landes sind Bäume allgegenwärtig. In jeder Sekunde wachsen in allen deutschen Wäldern insgesamt zwei Kubikmeter Holz nach, im Jahr über 90 Millionen Kubikmeter. Ein Drittel davon wird wirtschaftlich gar nicht genutzt. Erstaunlicherweise hat Deutschland einen größeren Holz-Bestand als zum Beispiel Finnland oder Schweden. Und seit 1961 wächst die waldbedeckte Fläche in Deutschland als Ergebnis konsequenter und nachhaltiger Forstwirtschaft.
Derzeit gibt es einen regelrechten Holz-Boom, weil man Holz als klimaneutralen Werkstoff entdeckt hat. Und Holz gibt mehr Menschen einen Arbeitsplatz als die Automobilindustrie.