Handwerk – Tradition trifft Innovation

Das Handwerk ist ein sehr vielschichtiger Bereich. Kleine und mittlere Betriebe bilden die Mehrheit in dieser Branche, die von Friseur bis zum Goldschmied, vom Konditor bis zum Zimmermann geht. Über 4,8 Millionen Menschen arbeiten im Handwerk. Sie verteilen sich auf 962.400 Betriebe mit einer durchschnittlichen Größe von fünf Mitarbeitern. Die Hälfte der Handwerksunternehmen hat sogar weniger als fünf Beschäftigte, 45 Prozent der Betriebe hat zwischen fünf und 20 Mitarbeiter. Der gesamte Umsatz im deutschen Handwerk lag im Jahr 2007 bei 490,5 Milliarden Euro.

Über 4,8 Millionen Menschen arbeiten im Handwerk

Handwerk definiert sich über eine Liste, in der sämtliche Handwerksberufe genannt sind.
43,4 Prozent der Firmen kommen aus dem Metall- oder Elektrogewerbe, 25,8 Prozent sind dem Baugewerbe zuzurechnen. Gut 15 Prozent der Handwerker widmen sich dem Geschäft mit Gesundheit, Körperpflege oder Reinigung, die übrigen Gewerke entfallen auf die Bereiche Holz, Nahrungsmittel und sonstige.

Handwerk ist überall

Die Kunden des Handwerks kommen aus allen Bereichen: sowohl Endverbraucher als auch Industrie, Handel und die Öffentliche Hand, alle profitieren vom Know-How und der Leistungsfähigkeit des deutschen Handwerks. Im internationalen Vergleich gelten deutsche Handwerker als überdurchschnittlich gut ausgebildet und sind inzwischen in vielen anderen Länder gern gesehene Arbeitskräfte. Die Handwerksbetriebe bieten ein sehr differenziertes Warenangebot von hoher Qualität und gehen in der Regel sehr individuell auf Kundenwünsche ein.

Bemerkenswert ist die überaus hohe Ausbildungsquote im Handwerk. Insgesamt bilden Handwerksbetriebe rund 500.000 junge Menschen aus, das ist über ein Zehntel der insgesamt im Handwerk Beschäftigten. Gemessen an der Menge der Auszubildenden in allen Berufen ist das über ein Drittel. Die meisten Mitarbeiter im Handwerk sind Facharbeiter. Sie stellen etwa 40 Prozent der Beschäftigten, nur 18 Prozent der Mitarbeiter in den Handwerksbetrieben sind Angestellte und nur ein Drittel Frauen.

Das Handwerk und seine ganz besondere Organisation haben in Deutschland große Tradition. Sie geht zum Teil auf bereits im Mittelalter bestehende Berufe zurück. Die Bewahrung der Kunst und die Weitergabe an die nächste Generation hatte im Handwerk schon immer einen hohen Stellenwert. Oft war eine spezielle Ausrüstung erforderlich, deren Handhabung sich der werdende Handwerker in einer umfangreichen Ausbildung aneignete.

Große ständische Traditon im Handwerk

Das Handwerk trug maßgeblich zur Bildung der Städte bei. Sie zogen als Handelszentren die besonders begabten Handwerker an, die dort bessere Absatzmöglichkeiten als auf dem Land hatten. Märkte und Läden boten die Möglichkeit, Waren besonders attraktiv anzubieten, es konnte sogar auf Vorrat und nicht nur auf Bestellung produziert werden. Es bildeten sich besondere berufsständische Organisationen nur für Handwerker eines Gewerks heraus: die Zünfte. Wer nicht in einer solchen Zunft organisiert war, durfte auch seinen Handwerksberuf nicht ausüben und wurde ordnungspolizeilich verfolgt. Nur wenige Handwerker mussten sich als so genannte Freimeister nicht der strengen Zunftordnung unterwerfen und durften ihre Arbeit ohne Kontrolle der Kollegen verrichten.

Das Handwerk und seine ganz besondere Organisation haben in Deutschland große Tradition

Die Auswirkungen der französischen Revolution und auch die Industrialisierung brachten eine gewisse Gewerbefreiheit mit sich, die auch die freie Berufsausübung wieder zuließ. Doch in Deutschland bleibt das Handwerk mehr oder weniger reglementiert. Auch heute noch müssen die meisten Handwerksbetriebe Mitglied einer Innung und in der so genannten Handwerksrolle eingetragen sein. In manchen weniger gefahrengeneigten Berufen ist allerdings seit der letzten Handwerksreform in den Jahren 2003/2004 der Meistertitel oder die Beschäftigung eines Meisters nicht mehr zwingend erforderlich. Für diese Berufe reicht zur Firmengründung der „kleine Befähigungsnachweis“. So können Handwerker mit Gesellenbrief heute zum Beispiel einen Friseurbetrieb betreiben. Früher mussten sie dafür mindestens einen Meister einstellen, sofern sie nicht selbst über einen Meisterbrief verfügten.

Handwerker leben in schwierigen Zeiten. Lange Jahre war ihr Geschäft relativ sicher. Sie mussten sich nicht intensiv damit beschäftigen, für ihr Geschäft zu werben, denn meist waren sie gut ausgelastet. Heute jedoch werden viele handwerklich produzierte Waren zunehmend durch industriell gefertigte Produkte ersetzt. Und genau auf diese Konkurrenz ist so mancher Handwerksbetrieb nicht vorbereitet. Die Handwerker, die es schaffen, die Vorteile des klassischen Handwerks auch ihren Kunden zu vermitteln werden auch langfristig bestehen können. Wem dies nicht gelingt, der hat im Handwerk nur eine geringe Überlebenschance.