Die Gummiindustrie – eine Hightech-Branche
Gummi ist ein Naturprodukt, das heute auch synthetisch von der Gummiindustrie hergestellt werden kann. Bereits vor Tausenden von Jahren hat man den Grundstoff Gummi arabicum vielfältig genutzt. So diente es den Ägyptern als Hilfsstoff bei der Mumifizierung, es fand Verwendung in Medikamenten oder wurde zum Grundstoff für die Herstellung von Tinte. Die Araber brachten es im Mittelalter nach Europa.
Ende des 19. Jahrhunderts galt Gummi als hochmodernes Produkt. Es konnte für ganz unterschiedliche Zwecke genutzt werden und erleichterte zum Beispiel als Weck-Gummi den Alltag vieler Hausfrauen. Heute heißen die Erzeugnisse der Gummiindustrie Elastomere und kommen inzwischen tonnenweise in vielen Branchen zum Einsatz. Man findet sie in Fahrzeugen, Maschinen und oft auch in ganz alltäglichen Dingen wie zum Beispiel denen, die auch seinen Namen tragen, nämlich Gummistiefel oder Radiergummi.
Und obwohl uns das Gummi alltäglich erscheint und nicht so aussieht, als könnte in ihm High-Tech verborgen sein, so steckt es in vielen Produkten der Spitzentechnologie. Die Gummiindustrie ist aus der hochtechnisierten Welt des 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. Und das Geschäft mit den Elastomeren ist einträglich: die deutsche Kautschukindustrie erwirtschaftete im Jahr 2007 etwa 11,25 Milliarden Euro. Dieser Betrag verteilt sich zu fast gleichen Teilen auf die so genannten Technischen-Elastomer-Erzeugnisse und die Herstellung von Bereifungen. Fast ein Drittel der Produkte aus der deutschen Gummiindustrie gehen in den Export.
Die Gummiindustrie verarbeitet natürliche und synthetische Grundstoffe
Einer der Ausgangsstoffe für die Kautschuk verarbeitende Industrie ist Rohöl. Erstaunlich ist jedoch, dass der Preis für die verwendeten Vormaterialien weitgehend von ständig schwankenden Rohölpreis abgekoppelt ist. Insgesamt aber hat die Gummiindustrie wie die meisten anderen Branchen auch mit den Rohstoffpreisen zu kämpfen. Beim Naturkautschuk dagegen ist eine ständige Preissteigerung zu verzeichnen, die durch stetig steigende Nachfrage bedingt ist. Im Jahr 2007 wurden etwa 790.000 Tonnen Kautschuk verbraucht, knapp 500.000 Tonnen davon waren synthetisch hergestellter Kautschuk, der Rest Naturkautschuk.
Die Innovationskraft der Gummiindustrie ist enorm. Sie entwickelt ständig neue hochwertige Produkte für ganz unterschiedliche Branchen. Im Jahr 2007 gab die deutsche Kautschukindustrie über 300 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aus.
Ursprünglich wurde nur das aus dem Milchsaft tropischer Pflanzen gewonnene Produkt Kautschuk zu Gummi verarbeitet. Man gewinnt es vorwiegend aus dem Saft tropischer Pflanzen, vor allem aus dem Kautschukbaum, einem Wolfsmilchgewächs, das sich mit diesem Saft schützt. Sobald die Pflanze verletzt wird, tritt der Milchsaft aus und schützt sie vor dem Befall von Bakterien. Diesen pflanzlichen Kautschuk nennt man Naturkautschuk oder Naturlatex. Das Wort Gumm stand zuerst ausschließlich für solche pflanzlichen Latex-Sorten.
Eine weitere Art von Gumm ist das Gummi arabicum. Es kommt nicht nur in technischen Produkten zum Einsatz. Es hat auch einen festen Platz in der Lebensmittelindustrie. Es wird für die Herstellung von Wein und Getränken benötigt, so zum Beispiel als Aromastabilisator in Limonade oder als Schaumstabilisator in Bier, was allerdings nach dem deutschen Reinheitsgebot nicht erlaubt ist. Bei der Herstellung von Süßigkeiten ist Gummi eine Zutat, die das Auskristallieren von Zucker verhindert. Außerdem benutzt es die Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel, Füllstoff und Emulgator für unterschiedliche Erzeugnisse.
Das Naturprodukt Gummi arabicum gewinnt man aus dem Saft eines speziellen Akazienbaums. Die Industrie importiert das meiste davon aus dem Sudan, der weltweit den größten Anteil an der Produktion von Gummi arabicum hat. Andere wichtige Exporteure von Gummi sind Tschad und Niger. Für diese Länder ist die Produktion von Gummi arabicum eine wichtige Einnahmequelle. Die bedeutendsten Abnehmerländer für das Gummi arabicum sind in Europa, die wichtigsten Kunden findet man in Frankreich.
Schwankende Gummierträge sind Gift für die Gummiindustrie
So oder so: Produkte der Gummiindustrie sind heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie sind in vielen Gütern enthalten, von denen wir den Gummigehalt noch nicht einmal vermuten würden. Und in vielen Bereichen erleichtern sie uns unmerklich das Leben. Und da Gummi heute Bestandteil vieler High-Tech-Produkte ist, wird die deutsche Gummiindustrie noch eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben.