Ernährung – eine Industrie mit vielen Gesichtern

Ernährung ist ein Thema, das jeden angeht. Unsere Vorfahren verbrachten noch einen großen Teil ihrer Zeit mit Nahrungsbeschaffung. Doch die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ist heute daran gewöhnt, ihren Bedarf für die tägliche Ernährung durch Lebensmittel zu decken, die von anderen erzeugt wurden. Spätestens mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begannen die Menschen, Nahrungsmittel bei anderen einzukaufen. Daraus entstand ein ganzer Wirtschaftzweig, der sich um nichts anderes kümmert, als die Ernährung der Bürger sicherzustellen.

Die Lebensmittel- oder Ernährungsindustrie erzeugt einen großen Teil unserer Nahrung

Die Lebensmittel- oder Ernährungsindustrie erzeugt einen großen Teil unserer Nahrung, ein weiterer wird handwerklich vom Lebensmittelhandwerk gefertigt. Allem vorgelagert ist die Landwirtschaft, die die Rohstoffe für unsere Ernährung liefert. Die deutsche Ernährungsindustrie beschäftigt ca. 520.000 Arbeitnehmer. Sie ist die viertgrößte Industrie in Deutschland.

Ernährung ist sehr vielfältig

Die Branche gliedert sich in diverse Teilbranchen wie Fleisch, Backwaren oder Milch. Und natürlich ist sie sehr eng mit der Landwirtschaft verwoben, von der sie ihre Rohstoffe bezieht. Und wie die gesamte deutsche Wirtschaft ist sie mittelständisch geprägt, auch wenn einige Global Player in Deutschland deutlich präsent sind. Es gibt bisher keine sehr starke Marktkonzentration. So vereinen die Top Ten der Branche lediglich 13,7 Prozent des Umsatzes in der Ernährungsbranche auf sich. Dennoch verursacht ein extrem hoher Kostendruck und sehr preissensible Verbraucher inzwischen einige Fusionen und Verkäufe von Unternehmen. Denn größere Unternehmen können auch in diesem Bereich wirtschaftlicher arbeiten. Vor allem bei Fleisch und Backwaren entstehen immer größere Firmen.

Vor Ort versorgt uns das Ernährungshandwerk mit frischen Waren aus meist traditioneller Herstellung. Doch sind die Bäcker, Fleischer und Konditoren inzwischen stark unter Druck geraten. Denn industriell produzierte Lebensmittel können kostengünstiger produziert werden. Die besonders kostenbewussten Abnehmer wandern deshalb vor allem bei Fleisch häufig in den Supermarkt ab.

Besonders kostenbewusste Abnehmer wandern vor allem bei Fleisch häufig in den Supermarkt ab

So versuchen die Handwerker der Ernährung heute, sich durch hohe Qualität und regionale Produkte von ihrem Wettbewerb zu differenzieren. Dabei hat das Ernährungshandwerk in Deutschland eine große Tradition. Schon die mittelalterlichen Zünfte waren auch Zusammenschlüsse von Bäckern oder Metzgern, die die Qualität der Produkte reglementierten und bestimmten.

Gute Geschäftslage in der Ernährung – aber großer Wettbewerb

Die Industrie erzielte im Jahr 2008 mit Produkten für die Ernährung einen Branchenumsatz von 155 Milliarden Euro. Und auch wenn die Wettbewerbssituation angespannt ist und gestiegene Rohstoffpreise für Turbulenzen sorgten, konnte sie ihren Umsatz um 5,6 Prozent steigern. Fast ein Drittel der in Deutschland produzierten Lebensmittel gehen übrigens in den Export. Ähnlich wie in anderen Branchen geht auch die Ernährungsindustrie dazu über, verschiedene Rationalisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen durchzuführen. Doch auch dieses Maßnahmen konnten die im Jahr 2008 extrem gestiegenen Rohstoffpreise nur zum Teil auffangen.

 

Häufig wird inzwischen aus unterschiedlichen Kreisen Kritik an der vor allem an wirtschaftlichen Kriterien orientierten Produktionsweise der Branche laut. Denn in den letzten Jahren häufen sich Skandale, die sich immer wieder um die Qualität der Ernährung drehen. Aus Kosten- oder Profitgründen wurde zum Beispiel wiederholt Fleisch umetikettiert und so verdorbene Ware in Umlauf gebracht. Auch insgesamt wird von Experten für Ernährung immer wieder gegen industriell produzierte Lebensmittel Front gemacht. Sie können weniger Nährstoffe enthalten oder zu sehr mit zum Beispiel haltbar machenden Chemikalien belastet sein und deshalb der Gesundheit schaden.

Darüber hinaus gibt es häufig Kritik an der Verpackung. Denn damit die Lebensmittel unbeschädigt bei den Verbrauchern landen, sind oft aufwändige und umweltbelastende Umverpackungen nötig. Und auch die Haltung von Legehennen oder der Transport von Schlachtvieh ist großen Anfeindungen ausgesetzt. Nicht zuletzt sorgt der Einsatz der Gentechnologie dafür, dass einige Kritik laut wird.

Zusätzlich übt die so genannte Slow-Food-Bewegung Kritik an der industriell geprägten Ernährung. Sie habe nicht genügend Geschmack und bereite nicht den Genuss, den traditionell zubereitete Lebensmittel hätten. Außerdem wenden sich Gesundheitsexperten gegen zu viel Fett in unserer Ernährung. Industriell gefertigte Nahrungsmittel erlauben oft keine oder nur wenig Kontrolle über das tatsächlich beim Verzehr aufgenommene Fett. So schädigen sie nach Ansicht der Kritiker die Gesundheit der Verbraucher. So oder so: um die Ernährung muss sich kein Deutscher Sorgen machen, denn Nahrungsmittel sind in Mitteleuropa in Hülle und Fülle vorhanden.