Schwierige Zeiten für die Eisen-, Blech- und Metallwaren-Branche
Die Branche der Kleineisenwaren hat viele Gesichter. Denn in ihr vereinen sich ganz unterschiedliche Unternehmen, die alle eins gemeinsam haben: sie vertreiben oder produzieren kleinteilige Güter, die vorwiegend aus Metall gefertigt werden. Doch alle haben einen einheitlichen Ursprung, der weit in die Vergangenheit zurückreicht.
Seit der Mensch Eisen herstellen konnte, handelte er auch mit Eisen und so lang ist im Grunde auch die Geschichte der Eisenwaren. Schon immer war die Herstellung und Weiterverarbeitung von Metallen mit speziellen Kenntnissen verbunden, die eine besondere Ausbildung erforderte. Und so gab es in der Folge auch Händler, die sich ausschließlich dem Vertrieb solcher Produkte widmeten. Heute gehören zur Eisen-, Blech- und Metallwaren-Branche Produzenten von Haushaltswaren genauso wie die von Schlüsseln oder Regalen.
Spezielles Know-How für Eisen-, Blech- und Metallwaren
Der Handel und auch die Herstellung von den so genannten Hartwaren war lange Zeit mit bestimmten Orten verbunden. Dort hatte die Herstellung der Ausgangsstoffe Tradition, weil die entsprechenden Rohstoffe in ausreichendem Maße und auch das Know-How zu ihrer Verarbeitung vorhanden waren. In Augsburg ist zum Beispiel die Zunft der Eisenkrämer im Jahr 1295 belegt. Heute gibt es Firmen in Deutschland, die bereits seit über 400 Jahren mit dem Handel von Eisen-, Blech- und Metallwaren vertraut sind.
Im Laufe der Zeit haben sich die Herstellungsverfahren natürlich geändert, ebenso die Produktpalette. Vor allem während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderte sich die Branche erheblich. Bedingt durch die industrielle Fertigung wurden Haushalts- und Eisenwaren erschwinglich. Das schlug sich unter anderem in der Entwicklung der Händlerzahlen nieder. So wuchs die Zahl der Eisenwarenhändler zum Beispiel in Breslau zwischen 1849 und 1858 von 15 Firmen mit insgesamt 21 Angestellten auf 47 Firmen mit 51 Angestellten. Diese Händler konnten nun maschinell gefertigte Waren für die Masse anbieten, die jetzt nicht mehr auf die handwerklich gefertigten Eisenwaren vom Klempner angewiesen war.
Während des zweiten Weltkriegs geriet die Branche in Bedrängnis. Denn Metalle wurden knapp und waren als kriegswichtige Waren eingestuft. So wurde die Beschaffung von Eisen-, Blech- und Metallwaren für viele Händler zum Problem. Gleichzeitig ordnete der Staat für manche Artikel der täglichen Bedarfs Preissenkungen an. Eine schwierige Situation für wirtschaftlich denkende Eisenwarenhändler. Und auch wenn für viele Bereiche alternative Ausgangsstoffe gefunden werden, ist die Kriegszeit selbstverständlich auch für die Hartwarenbranche eine schwierige Zeit.
Doch bald nach 1945 beginnt die Branche erneut zu blühen. Durch den Krieg hatten viele Menschen ihr Hab und Gut verloren und so war der Bedarf nach Eisen-, Blech- und Metallwaren groß. Trotz allem gab es großen Mangel, der von findigen Eisenwarenhändlern aber kreativ gedeckt werden konnte. Sie setzten zum Beispiel Dosendeckel und Hufnägel für Tauschgeschäfte ein. Ab 1947 fanden wieder große Messen nach dem Krieg statt, auf denen auch die meisten Qualitätsprodukte der Branche präsentiert werden konnten.
Elementare Konsumgüter waren zu dieser Zeit sehr gefragt. So war der Herd ein Artikel, den man beim Eisenwarenhändler erwarb und dem Berufsstand bald besser Umsätze bescherte. Im Zuge des Aufbaus verzeichnete man natürlich einen großen Bedarf an Kleineisenwaren wie Nägeln, Schrauben oder auch Werkzeugen. Bald wurde auch der Kühlschrank ein gefragter Konsumartikel.
Noch deckte der deutsche Verbraucher seinen Bedarf an Eisen-, Blech- und Metallwaren beim klassischen Fachhändler. Doch ab den sechziger Jahren gab es erste Baumärkte. Versand- und Kaufhäuser rissen den Handel mit Haushaltswaren und -geräten an sich. Das Terrain wurde schwieriger. Mit den Baumärkten kam der Gedanke des Heimwerkens auf. Der Wettbewerb und vor allem der Preiskampf wurde unerbittlich.
Negative Entwicklung des Einzelhandels mit Eisen-, Blech- und Metallwaren
Diese Entwicklung hält bis heute an. Der deutsche Haushalts- und Eisenwaren-Einzelhandel erfährt eine ähnliche Entwicklung wie der gesamte Einzelhandel. Traditionsunternehmen in exponierter Innenstadtlage weichen anderen Geschäften, während auf der gründen Wiese große Baumärkte entstehen. Den großen Werbekampagnen der Filialisten und Konzerne haben die kleinen Familienbetriebe nur wenig entgegenzusetzen. Ihr qualitativ hochwertiges Sortiment findet oft genug keine Abnehmer mehr. Nicht anders ist es beim übrigen Hausrat, wie zum Beispiel Geschirr, das auch von Discountern und inzwischen ebenfalls von Online-Händlern angeboten wird. Den klassischen Laden mit Eisen-, Blech- und Metallwaren sucht man an vielen Orten heute vergeblich.