Der Einzelhandel – eine Branche mit großer Konjunkturabhängigkeit
Der Einzelhandel ist eine sehr breit aufgestellte Branche. Seine Erscheinungsformen reichen vom kleinsten Kiosk bis zum riesigen Super- oder Verbrauchermarkt. Und sogar Automaten zählen zum Einzelhandel, ebenso wie ganz unterschiedliche Fachgeschäfte und der inzwischen fast ausgestorbene Tante-Emma-Laden. Definiert ist der Einzelhandel durch den Verkauf von Waren an Endverbraucher. Dadurch finden sich seine Betriebe überall in Deutschland. Keine Branche kann von sich behaupten, so viele unterschiedliche Ausprägungen zu haben. Der gesamte tägliche Bedarf eines Landes wird vom Einzelhandel gedeckt. So finden sich in der Branche viel Unternehmen wieder: vom Blumenladen bis zur Tankstelle, vom Autohändler bis zum Outlet-Center.
Und weil der Einzelhandel sich naturgemäß an die Endverbraucher wendet, ist sein Geschäft extrem konjunkturabhängig. Denn wenn die Menschen kein Geld in der Tasche haben, konsumieren sie weniger. Das spürt der Einzelhandel sofort. Im umgekehrten Fall ist es ähnlich: bei guter Wirtschaftslage steigt der Konsum, sehr zum Nutzen des Einzelhandels.
Der Einzelhandel gibt den Verbrauchern einen Überblick, entweder über das spezielle Sortiment seines Fachgebietes oder über ein sehr breites Angebot, wenn es sich um einen Verbrauchermarkt handelt. Durch sein Sortiment trifft er für die Konsumenten eine Vorauswahl an Gütern und macht damit den Markt transparent und überschaubar. Außerdem kann der Kunde sich die Güter vor Ort anschauen und genau prüfen.
Einzelhandel im Wandel
Die Einzelhandelsbranche in Deutschland ist von einem starken Wettbewerb geprägt. Vor allem Discounter verdrängen mehr und mehr das klassische Einzelhandelsgeschäft. Dies geschieht vorwiegend durch eine aggressive Preispolitik. So oder so ist der Handel prägend für die Innenstädte. Das hat Städte und Gemeinden dazu bewogen, die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben stark zu reglementieren.
Denn die stetige Vergrößerung der Flächen im Einzelhandel kann dazu führen, dass sich immer mehr Firmen außerhalb von Innenstädten ansiedeln und sich das städtische Leben mehr und mehr in Einkaufszentren auf der grünen Wiese verlagert. So prägen also die Erscheinungsformen des Handels Architektur und Stadtplanung entscheidend mit. Viele Gemeinden und Regionen haben in so genannten Einzelhandelskonzepten festgelegt, nach welchen Gesichtspunkten welche Einzelhandelsbetriebe an welchen Standorten geplant und angesiedelt werden sollen.
Seit den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts macht sich ein Trend zur Filialisierung im Einzelhandel bemerkbar. Die Innenstädte sind seit dieser Zeit häufig verkehrsberuhigt, was zu einem größeren Besucherandrang führte. In der Folge stiegen die Gewerbemieten und brachten einige alteingesessene Fachgeschäfte zur Aufgabe. So wurde der Weg frei für Filialen großer Ketten. Sie konnten die gestiegenen Mietpreise bezahlen. Außerdem stieg die gesamte Verkaufsfläche des Einzelhandels seit den 60er Jahren von 22 Millionen Quadratmeter bis zum Anfang der neunziger um ein Vielfaches auf über 87 Millionen Quadratmeter.
Diese Entwicklung war begleitet von einer Stadtflucht der Bewohner der Innenstädte. Sie zogen das ruhige Leben auf dem Lande zu günstigeren Konditionen vor. Der Einzelhandel zog mit, denn die kleineren Gemeinden vor den Stadtgrenzen boten gute Bedingungen für Gewerbetreibende, sodass die Ansiedlung von Super- und Verbrauchermärkten attraktiv wurde.
Einzelhandel mit Erlebnis
Inzwischen ist das Flächenwachstum im Einzelhandel etwas abgeschwächt. Auch wenn weiterhin große Flächen sowohl in den Städten als auch auf der grünen Wiese entstehen: momentan verschiebt sich das Wachstum in Richtung so genannter innerstädtischer Einkaufszentren. Insgesamt ist eine Tendenz hin zu integrierten Standorten – also Einzelhandelsflächen in den Innenstädten – zu verzeichnen. Sie werden häufig mit einem zusätzlichen „Erlebnischarakter“ versehen, um sie für die Konsumenten attraktiver zu machen.
Große Verlierer der derzeitigen Entwicklungen im Einzelhandel ist übrigens das klassische innerstädtische Warenhaus. Die großen Konzerne haben auf die momentanen Trends noch keine erschöpfende Antwort gefunden, auch wenn sie ihre Häuser oftmals für viel Geld auf den neuesten Stand gebracht haben. Der gesamte stationäre Einzelhandel ist außerdem durch eine Geschäftsform in Bedrängnis gebracht worden, die vor 20 Jahren noch niemand ernst genommen hätte: das Online-Shopping.