Chemie
Chemie – eine mittelständische Branche mit großem Potenzial
Die Chemie-Industrie ist für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftszweig. Denn das enorme vorhandene Know-How wird von den beteiligten Unternehmen für eine sehr breite Produktpalette genutzt. Egal ob Vorprodukte für andere Branchen oder fertige Produkte für unterschiedliche Märkte, Erzeugnisse der chemischen Industrie sind allgegenwärtig. Ungefähr 80 Prozent der Chemie-Produktion liefert die Industrie an weiterverarbeitende Betriebe aus. Spezialchemikalien bilden den größten Bereich innerhalb der Chemie-Industrie, die im übrigen derzeit als Wachstumsmarkt gilt.
Dabei darf man nicht vergessen, dass Chemie-Produkte aus dem täglichen Leben des modernen Menschen kaum wegzudenken sind. So werden Druckfarben oder Desinfektionsmittel nicht unbedingt als Erzeugnisse der Chemie-Industrie wahrgenommen, wären ohne sie aber nicht möglich.
Innovationen sind in diesem Wirtschaftszweig an der Tagesordnung, denn die Nachfrage der Verbraucher und der weiterverarbeitenden Industrie ändert sich ständig. Und auch die globale Arbeitsteilung sorgt dafür, dass Arbeitsabläufe ständig neu geplant und Produkte anders gefertigt werden müssen.
Eine Besonderheit der Chemie-Industrie ist, dass bei ihren Produktionsabläufen normalerweise viele Rohstoffe und auch viel Energie erforderlich sind. Eine zentrale Bedeutung haben deshalb Erdöl und Erdgas, nicht nur als Energielieferanten, sondern auch als Rohstoff. Circa 18 Millionen Tonnen Mineralölprodukte verwendet die chemische Industrie in Deutschland jedes Jahr. Besonders prekär ist dabei, dass man so doppelt den enormen Preisschwankungen auf dem Rohölmarkt ausgesetzt ist. Die Energiekosten der Branche werden auf vier bis fünf Prozent der Produktionskosten geschätzt, in manchen Sparten sind sie deutlich höher.
Die Chemie-Industrie zählt etwa 2000 Betriebe zu ihrer Branche. Der größte Teil davon ist mittelständisch geprägt und hat weniger als 500 Mitarbeiter. Bei diesen Firmen arbeitet ein Dritell der Beschäftigten dieses Wirtschaftszweiges und erwirtschaften knapp ein Viertel des gesamten Branchenumsatzes. Eine Besonderheit der chemischen Industrie ist, dass hier die mittelständischen Betriebe nicht Zulieferer, sondern Kunde der großen Marktteilnehmer sind.
Undenkbar – Deutschland ohne Chemie
Die Bedeutung der Chemie-Industrie für die deutsche Wirtschaft ist herausragend. Sie erwirtschaftet etwa ein Zehntel der gesamten verarbeitenden Industrie. Der Jahresumsatz der Chemie-Branche lag im Jahr 2006 bei 162,2 Milliarden Euro. Damit liegt sie an vierter Stelle hinter Fahrzeugbau, Maschinenbau und Elektronikindustrie. Über die Hälfte der Produktion wird exportiert.
Und auch wenn die Chemie-Industrie eine Branche mit einem hohen Kapitalbedarf ist, so verdienen die Beschäftigten überdurchschnittlich gut. Das Investitionsvolumen der Branche ist sehr hoch, denn die Industrieanlagen erfordern große Sachanlagen. Ebenfalls große Investitionen sind für Forschung und Entwicklung erforderlich. Das große Know-How und die kostenintensiven Grundstoffe machen die Forschung zu einer kapitalintensiven Angelegenheit.
Die Produktion innerhalb der Chemie-Industrie ist hoch automatisiert und die Herstellungsverfahren in der Regel äußerst kompliziert. Dafür erfahren die verarbeiteten Rohstoffe eine sehr hohe Wertsteigerung, was die Produktion hoch interessant macht.
Chemie – ein internationales Geschäft
Die chemische Industrie ist extrem internationalisiert. Allein schon wegen der vielfältigen Ausgangsstoffe ist die internationale Handelstätigkeit der Branche erforderlich. Die Handelsbilanz Deutschlands fällt dabei seit langer Zeit positiv aus. Der Handelsbilanz-Überschuss lag im Jahr 2006 bei 35,4 Milliarden Euro. 70 Prozent der Erzeugnisse aus der Chemie gehen ins Ausland, der größte Teil davon in die 27 EU-Länder.
Trotz allem sinkt der Anteil der Chemie-Industrie aus Deutschland am Weltmarkt seit Jahren kontinuierlich. Zwischen den Jahren 1991 und 2006 sank er um 3,4 Prozentpunkte von 10,8 auf 7,4 Prozent. Dieser Verlust wird allerdings durch ausländische Tochterunternehmen zum Teil wieder ausgeglichen.
Dem starken Wettbewerb und den gestiegenen Anforderungen begegnet die Chemie-Industrie in Deutschland seit Jahren durch verstärkte Spezialisierung und durch Konzentration auf das Kerngeschäft. Und hier arbeitet man verstärkt an gewinnbringenden Neuentwicklungen, um auch langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Das sehr gut qualifizierte Personal in Deutschland ist hierfür eine wichtige Voraussetzung. Jeder zehnte Mitarbeiter in der Chemie arbeitet in Forschung und Entwicklung.
Obwohl man in der Chemie zum Teil sehr gefährliche Stoffe verwendet, arbeiten die Unternehmen intensiv daran, umweltschonendes und verantwortliches Handeln zu praktizieren. Trotz allem sind die Vorbehalte in der Bevölkerung gegen die Ansiedlung von Anlagen der Chemie-Industrie häufig sehr groß. So investiert die Branche viel Geld in umweltfreundliche Technologie und ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn. Durch diese Investitionen konnte die Chemische Industrie ihre Umwelteffizienz merklich erhöhen.