Die Bekleidungsindustrie – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Deutschland
Allen Unkenrufen zu Trotz: mit Bekleidung wird in Deutschland eine Menge Geld verdient. Denn die vorwiegend mittelständisch organisierte Textil- und Bekleidungsindustrie stellt nach der Lebensmittelbranche die zweitgrößte Konsumgüterbranche in Deutschland. Seit mittlerweile 30 Jahren jedoch vollzieht sich ein durchgreifender Strukturwandel. Die Zahl der Mitarbeiter in der Bekleidungsindustrie schwindet seit geraumer Zeit. Das liegt vor allem daran, dass es aufgrund der Lohnstruktur sehr schwierig geworden ist, Textilien in Deutschland wirtschaftlich zu produzieren.
Und auch wenn mehr und mehr Produzenten ihre Anlagen ins Ausland verlegen, ist Deutschland zum Ende des Jahres 2008 immer noch an vierter Stelle der Exporteure von Textilien zu nennen. Was den Import angeht, steht die Bundesrepublik an zweiter Stelle hinter den USA.
Die Textil- und Bekleidungsindustrie schafft eine Menge Arbeitsplätze, direkt und indirekt. Denn nicht nur in der Produktion von Textilien und Kleidung selbst finden Menschen Beschäftigung, sondern auch in verwandten und weiterverarbeitenden Betrieben, wie zum Beispiel der Fahrzeug-, Pharma- oder Bauindustrie. Und auch andere spezialisierte Wirtschaftszweige brauchen die Erzeugnisse der Bekleidungsindustrie.
Jobmotor Bekleidungsindustrie
So sind spezielle Textilien für ganz unterschiedliche Branchen interessant, vor allem als Schutzkleidung im Maschinenbau oder in der Medizintechnik. Die Produktion von Heim- und Haustextilien sowie die für die Weiterverarbeitung produzierten Stoffe machen jeweils etwa ein Drittel der Gesamtproduktion der Branche aus.
Die so genannten technischen Textilien werden zukünftig eine große Rolle spielen. Sie haben bereits einen Marktanteil von über 40 Prozent erreicht und machen die Textilindustrie weniger anfällig für Schwankungen bei der Nachfrage nach modischer Bekleidung.
Früher hat man die Bekleidungsindustrie in zwei Bereiche aufgeteilt: die Textil- und die Bekleidungsbranche. Doch sind inzwischen die Grenzen zwischen diesen beiden Wirtschaftszweigen so durchlässig geworden, dass diese Trennung nicht mehr sinnvoll erscheint. In Mitteleuropa gibt es mittlerweile kaum noch Unternehmen, die sämtliche Produktionsstufen der Wertschöpfungskette innerhalb der Bekleidungsindustrie selbst ausführen. Die Firmen der Branche arbeiten sehr international, Arbeitsteilung auch auf internationalem Niveau ist an der Tagesordnung. So kommt es dazu, dass heute in Deutschland kaum noch Bekleidung produziert wird, obwohl einige der größten Hersteller ihren Sitz in Deutschland haben.
Es gibt ganz unterschiedliche Stufen im Produktionsprozess von Textilien. Zunächst einmal muss ein Faden hergestellt werden, der natürlicher oder synthetischer Natur sein kann. Solche Fäden werden dann später verwoben, verstrickt, verwirkt oder in anderer Form zu einer textilen Fläche zusammengebracht. Diese kann dann noch veredelt werden, das heißt, sie wird bedruckt, gebleicht, gefärbt, bestickt oder in irgendeiner Form beschichtet, um sie widerstandsfähiger zu machen. Schließlich wird dieses Produkt zu Kleidungsstücken weiter verarbeitet.
Die Zunkuft der Bekleidungsindustrie
Die Bekleidungsindustrie sieht ihre Chancen vor allem in der Entwicklung neuer Produkte. Denn mit einfacher Bekleidung ist heute in Europa keine große Gewinnspanne mehr zu erzielen. Die Produktion von Herrenmoden, Strickwaren oder Unterwäsche findet heute in anderen Ländern statt. Anders sieht es beim Thema High-Tech aus. Speziell ausgerüstete Textilien und Kleidungsstücke sind ein Wachstumsmarkt für die Hersteller von Bekleidung. So ist feuchtigkeitstransportierende Sportbekleidung genauso wie wind- und wasserundurchlässige Funktionstextilien aus dem Bekleidungssektor nicht mehr wegzudenken.
Weitere Zukunftsmärkte sind die Entwicklung von Bekleidung mit integrierten elektronischen Geräten wie zum Beispiel MP3-Playern oder Mobiltelefonen sowie Solarzellen zu deren Versorgung. Die größte Herausforderung für die Marktreife dieser Kleidungsstücke ist allerdings das Sicherstellen der Waschbarkeit. Ebenfalls relevant für die Zukunft der Bekleidungsindustrie ist Berufsbekleidung, die den Träger mit pflegenden Wirkstoffen versorgt und dadurch Hauterkrankungen vorbeugt. Die Akteure der Bekleidungsindustrie haben die Marktpotenziale für die Zukunft erkannt und arbeiten mit Hochdruck an ihrer Realisierung.
Trotz allem steht kaum zu erwarten, dass Damenmoden oder Strickwaren aus dem Portfolio der deutschen Bekleidungsbranche verschwinden werden. Viel eher wird es zukünftig zu einer weiteren Diversifizierung der Branche kommen und so ihr Fortbestehen gesichert werden. Die Deutsche Bekleidungsindustrie hat gezeigt, dass sie innovations- und zukunftsfähig ist. Sie wird auch in den kommenden Jahren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor bleiben.