Die Baustoffindustrie - ein traditioneller Wirtschaftszweig mit großer Flexibilität
Kein Haus, kein Gebäude kommt ohne sie aus: Baustoffe gehören zu unserer Umgebung so selbstverständlich wie Essen und Trinken. Und doch schenkt man ihnen nach dem Bau nur allzu wenig Beachtung. Dabei hat die Branche im Lauf der Jahrhunderte so manche Innovation hervorgebracht, auf die heute in zivilisierten Ländern niemand verzichten möchte.
Und auch heute sorgen immer weiter steigende Qualitäts- und Umweltansprüche dafür, dass intelligente Baumaterialien entwickelt werden müssen. Und diese kommen in ganz unterschiedlichen Projekten zum Einsatz, denn genauso vielfältig wie Bauwerke nun einmal sind, sind auch die verwandten Baustoffe. Es ist eben ein Unterschied, ob eine Straße, ein Haus, eine Halle oder ein Park errichtet werden. Hierfür braucht es ganz verschiedene Baustoffe. Denken wir nur an das Fundament für ein Gebäude oder den Untergrund, der eine Straße erst tragfähig macht.
Die Baustoffindustrie entwickelt und vertreibt Materialien, die auf der Basis von überwiegend mineralischen Rohstoffen die Grundlagen für Bauen, Renovierung und Restaurieren von Bauwerken aller Art schafft. Zum Einsatz kommen meist Steine, Erden und andere Mineralstoffe. Oft genug werden diese als Baustoff entwickelt, erfahren dann aber in anderen Einsatzgebieten eine Weiterentwicklung. So enthalten etwa Düngemittel, Glas, Kosmetika oder Mikrochips Vorleistungen der Baustoffindustrie.
Die Baustoffindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
So kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Baustoffindustrie ein wichtiger Grundstofflieferant einer Volkswirtschaft ist. Man kann die Branche in vier Hauptsparten einteilen: dies sind die Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen Baurohstoffen, die Herstellung von Bindemitteln wie etwa Zement, Kalk oder Gips, die Erzeugung von Baukeramik, Fliesen und Feuerfestprodukten sowie die Herstellung von Produkten für den Hoch- und Tiefbau, wie etwa Beton.
Auch die so genannten Sekundärrohstoffe wie zum Beispiel Recyclingbaustoffe oder Schlacken gehören zur Baustoffindustrie. Den größten Umsatzfaktor in diesem Wirtschaftszweig stellt die Erzeugung von Beton dar. Allein Beton-Fertigteile machten zum Beispiel im Jahr 2004 ca. 25 Prozent des Gesamtumsatzes in der Baustoffindustrie aus. Dazu kommt der Transportbeton mit über 10 Prozent des Umsatzes. So stellen die Betonerzeugnisse das Herz der Branche dar. Aber auch die anderen Branchenzweige tragen nachhaltig zum Gesamtergebnis der Branche bei. Es ist vor allem ihre Innovationsfähigkeit und auch das Vermögen, jederzeit auf neue Entwicklungen und Anforderungen zu reagieren, das sie zu etwas Besonderem macht.
Die Baustoffindustrie ist – genau wie auch die Bauindustrie – von saisonalen Schwankungen betroffen. So kann in Deutschland klimabedingt in den Wintermonaten weniger gebaut werden. Natürlich versuchen viele Bauherren, ihren Rohbau vor dem Winter fertigzustellen. Dann können sie in der kalten Jahreszeit den Innenausbau vorantreiben und wertvolle Zeit und damit Geld sparen. Doch ist die Baustoffindustrie dennoch durch das heimische Klima Absatzschwankungen unterworfen, die anderen Branchen weniger zu schaffen machen.
Rohstoffe zum Bauen sind in Deutschland übrigens in ausreichender Menge vorhanden. Ihr Abbau trägt einen großen Teil zum Umsatz der gesamten Branche bei. Diese Rohstoffe wie Sand, Kies, Naturstein oder Ton können bei uns meist leicht über Tage abgebaut werden. Ihre Weiterverarbeitung beschäftigt schließlich die anderen Branchenteilnehmer.
Wie so viele Wirtschaftszweige in Deutschland ist auch die Baustoffindustrie mittelständisch geprägt. Die meisten Betriebe beschäftigen unter 50 Mitarbeiter. Und Firmen mit über 500 Beschäftigten sind äußerst selten.
Abhängigkeit von der Bauindustrie
Die Baustoffindustrie hat einen sehr konzentrierten Kundenkreis. Das macht die Marktteilnehmer sehr abhängig voneinander. Denn eine kleine Menge von Abnehmern macht die Baustoffindustrie anfällig für die Probleme ihrer Kunden. Den größten Teil der inländischen Produktion von Baustoffen für die einzelnen Wirtschaftszweige liefert die deutsche Baustoffindustrie entweder an sich selbst oder direkt für Bauarbeiten.
Und auch wenn man die Exporte und den Verbrauch im Lande selbst betrachtet, sind immerhin noch 60 Prozent der Produktion für brancheninterne Zwecke und für Bauarbeiten im Inland bestimmt. So wird die Abhängigkeit der Baustoffindustrie von ihrer Schwesterbranche der Bauwirtschaft deutlich. Die heftigen Schwankungen der Bautätigkeit in Deutschland haben schon immer auch die Entwicklung der Baustoffindustrie geprägt. Seit der Wende ist das Bauvolumen mehr oder weniger zweigeteilt: zum einen gab es einen Aufbauprozess in Ostdeutsch- land und zum anderen eine chronische Bauflaute in Westdeutschland. Trotz aller Schwankungen: die Baustoffindustrie in Deutschland hat ihre Leistungsfähigkeit und ihre Flexibilität unter schwierigen Bedingungen immer wieder bewiesen und kann sich mit ihrer Wirtschaftsleistung durchaus sehen lassen.