Kraftfahrzeugindustrie – eine Branche in der Krise
Deutschland ist bekannt für seine Kraftfahrzeuge. Autos aus Deutschland genießen Weltruf, vor allem wegen ihrer guten Qualität. Zu Beginn des Jahres 2009 jedoch ist die deutsche Kraftfahrzeugindustrie von einer ihrer bisher schwersten Krisen geschüttelt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Beschäftigten der Automobilindustrie.
Das Automobil ist eine deutsche Erfindung. Carl Benz baute im Jahr 1885 das erste Auto, ein Dreirad mit Verbrennungsmotor. Es enthielt einige von ihm selbst erfundene Teile, die sich zum Teil noch heute in unseren Fahrzeugen wiederfinden. Auch heute noch gibt Zündkerzen, Kupplung und Vergaser, Wasserkühler und Gangschaltung, wenn auch die moderne Kraftfahrzeugindustrie diese Komponenten im Laufe der Zeit weiter entwickelt hat.
Heute ist das Geschäft mit dem Auto ein großer Wirtschaftszweig. Denn nachdem Henry Ford in Amerika mit der Massenproduktion von Autos begann, trat es seinen Siegeszug durch die Welt an. Inzwischen ist die Kraftfahrzeugindustrie für Deutschland eines der wichtigsten Standbeine. Denn sie bietet sehr vielen Menschen einen Arbeitsplatz. Bei den Herstellern von Kraftfahrzeugen arbeiten allein 380.000 Menschen. Dazu kommen knapp 40.000 Mitarbeiter beim Bau von Anhängern und Aufbauten, sowie gut 320.000 Beschäftigte der Automobil-Zulieferer. Dazu kommen all diejenigen, die mit der Reparatur von Kraftfahrzeugen zu tun haben. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe zählte Ende 2007 knapp 40.000 Betriebe mit rund 468.000 Mitarbeitern. Damit gibt das Geschäft mit dem Auto weit über einer Million Menschen einen Arbeitsplatz.
Spitzenplatz in der Kraftfahrzeugindustrie
Was die Kraftfahrzeugindustrie angeht, ist Deutschland Weltspitze. Denn die deutsche Produktion stand im Jahr mit weit über sechs Millionen gebauten Autos in der weltweiten Statistik auf dem vierten Platz. Doch im Jahr 2008 taumelte die deutsche Automobilindustrie in die Krise: der PKW-Absatz ging im Verlauf des Jahres in Europa um satte acht Prozent zurück. Denn die weltweite Wirtschaftskrise hat die Kraftfahrzeugindustrie schwer gebeutelt. Als Ursachen dafür hat man eine schlechtere Kosumstimmung sowie eine rigide Kreditvergabe-Politik der Banken ausgemacht.
Aber auch die Diskussion um CO2-Emissionen hat ihre Spuren in der Kraftfahrzeugindustrie hinterlassen. Denn bis vor kurzem waren deutsche Autos nicht zwingend für ihre Energieeffizienz oder ihren geringen Schadstoffausstoß bekannt. Nicht nur die weltweite Absatzkrise hat die Hersteller von Kraftfahrzeugen dazu gezwungen, mehr und mehr die Umweltfreundlichkeit und insbesondere die Schadstoffemissionen ihrer Produkte auf den Prüfstand zu stellen. Und auch politisch geriet eine Menge in Bewegung.
Denn Deutschland als Auto-Nation hat auch einen Ruf zu verlieren. Als Ursprungsland des Automobils kann und will man es sich nicht leisten, technologisch ins Hintertreffen zu geraten. So tüfteln inzwischen sowohl die Automobilhersteller als auch ihre Zulieferer an diversen Methoden, die Autos umweltfreundlicher zu machen. Und auch die Verbraucher achten zunehmend darauf, Produkte der Kraftfahrzeugindustrie zu kaufen, die nicht zu viel Treibstoff verbrauchen.
Energieeffizienz ist wichtiges Thema für die Kraftfahrzeugindustrie
So genannte Hybrid-Fahrzeuge, die sowohl über einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor verfügen, gelten als ein Modell zur Verringerung der klimaschädlichen CO2-Gase. Genauso aber arbeitet man an effizienteren Motoren oder stattet Fahrzeuge mit einer so genannten Start-Stop-Automatik aus, die den Motor im Leerlauf einfach abschaltet. Ob eine leichtere Bauweise der Autos oder noch bessere Aerodynamik, die Kraftfahrzeugindustrie arbeitet fieberhaft an Lösungen.
Inzwischen sind auch reine Elektro-Autos im Gespräch. Doch problematisch sind bisher Akkus mit einer ausreichenden Reichweite. Und auch kleinste Teile wie zum Beispiel Lampen werden beim Einsatz im Auto auf ihre Energieeffizienz geprüft. Trotz allem gilt die deutsche Kraftfahrzeugindustrie nicht unbedingt als Vorreiter in Sachen Energieeffizienz. Denn oft sind deutsche Autos groß und schwer. Das hat Tradition und kleine spritsparende Modelle werden eher von der ausländischen Konkurrenz angeboten.
Für die deutschen Kraftfahrzeugbauer bedeutet dies unter anderem eine Erweiterung ihrer Modellpalette nach unten. Doch eine solche Modellpolitik ist für sie nicht einfach, denn Automobile aus Deutschland werden oft genug gerade wegen ihrer Größe und wegen ihrer luxuriösen Ausstattung von Leuten gekauft, denen Umweltaspekte weniger wichtig sind.
Eine Umfrage des Bundesverkehrsministeriums hat im Mai 2008 ergeben, dass nur 18 Prozent der Bürger die Verantwortung für den Klimaschutz bei sich selbst sehen. Sie erwarten dies von der Politik und auch von der Industrie. Sie wünschen sich schon eine größere Umweltverträglichkeit des Verkehrs, möchten aber in entsprechende Technologien möglichst wenig oder kein Geld investieren. So erwarten die Bürger von der Politik, dass sie die Kraftfahrzeugindustrie direkt mit Technologieförderung unterstützt und dadurch umweltschonende Fahrzeuge verfügbar macht. Dadurch bleibt die Entwicklung klimafreundlicher Autos eine der größten Herausforderungen der Kraftfahrzeugindustrie.