Handel – ein wichtiges Standbein der deutschen Wirtschaft
Der Handel ist eine der Branchen, die häufig unterschätzt werden. Denn ohne Handel geht fast gar nichts mehr. Egal, ob wir unseren täglichen Bedarf decken oder als Unternehmen tätig sind, ohne Handel ist das eigentlich nicht vorstellbar. Rund ein Viertel der Gewerbebetriebe in Deutschland können zum Handel gerechnet werden, das sind über eine Million Betriebe. Zu ihnen gehören sowohl Handelsvermittler als auch Groß- und Außenhandelsunternehmen und die allgegenwärtigen Einzelhändler. Der Handel insgesamt beschäftigt in Deutschland etwa vier Millionen Menschen, das sind fast 10 Prozent aller Erwerbstätigen. Dabei ist die Ausbildungsquote enorm, denn die Handelsbranche stellt ungefähr 12 Prozent aller Ausbildungsplätze.
Die meisten Menschen arbeiten naturgemäß im Einzelhandel. Rund 2,7 Millionen Menschen verdienen hier ihr Geld. Mit ihren Geschäften beleben die Einzelhändler die Innenstädte und stellen auf dem Land die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern sicher. Eine moderne Stadt ohne den lokalen Handel ist nicht vorstellbar. Kaufhäuser und Läden prägen das Bild der Städte und machen zum großen Teil deren Anziehungskraft aus. Dieser Wirtschaftszweig setzt jährlich etwa 2,7 Millionen Euro um.
Aber auch der Großhandel und die Handelsvermittler sorgen dafür, dass die deutsche Wirtschaft rund läuft. Als Schnittstelle zwischen Industrie, Handwerk und Einzelhandel, dem Gastgewerbe und der Industrie schafft dieser Teilbereich des Handels immerhin 1,2 Millionen Arbeitsplätze und setzt jährlich etwa 700 Milliarden Euro um.
Der internationale Handel – einer der Motoren der deutschen Industrie
Der Außenhandel setzt die Arbeit des Großhandels auf internationaler Ebene fort. Er erschließt den Industrieunternehmen globale Absatzmöglichkeiten und sorgt dafür, dass ausländische Waren die Weg in die Regale deutscher Geschäfte und Warenhäuser finden. Traditionell ist Deutschland ein Exportland und war über lange Jahre „Exportweltmeister“. Inzwischen hat China aufgeholt und es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Position des Landes mit der höchsten Exportquote. Im Jahr 2006 exportierte Deutschland Waren im Wert von 896 Milliarden Euro. Gleichzeitig gab es Importe in der Größenordnung von 731 Milliarden Euro. So kann man sehen, dass der Export und damit auch der Außenhandel zu den wichtigsten Standbeinen der Wirtschaft gehört: ohne ihn fänden die Waren nicht den Weg zu den Kunden.
Der Handel hat eine lange Tradition. Seitdem es Hochkulturen gibt, ist auch der Handel bekannt. Denn der Händler ist im Grunde nichts anderes als ein Überbringer von Waren. Mit der Entstehung von Städten entwickelte sich auch der Handel, denn sie bildeten ein Zentrum für die Menschen aus dem Umland, um sich mit Waren einzudecken, die sie in ihrer nächsten Umgebung nicht erhalten konnten. Zwischen den Städten gab es bald auch Fernhandelsbeziehungen, die sich schließlich zum heutigen Außenhandel entwickelt haben. Schon in der Bronzezeit ist Handel nachgewiesen, der als Tauschhandel zwischen dem Mittelmeerraum und Nordeuropa stattfand. Bereits zu dieser Zeit entstanden die ersten zum Teil heute noch existierenden Handelswege.
Im Mittelalter gewann der Handel zunehmend an Bedeutung. So sorgte zum Beispiel die Hanse und auch andere Zusammenschlüsse von Städten und Kaufleuten dafür, dass die Warenströme nicht zum Versiegen kamen. Die Menschen haben zu dieser Zeit schon entdeckt, dass andere Länder oder Kulturen auch andere Güter produzieren, über die sie selbst nicht verfügen. Die logische Konsequenz daraus ist der Handel.
Freier Handel hat auch Kritiker
Eine Begleiterscheinung des grenz- und kontinentüberschreitenden Handels ist die Globalisierung. Denn heute werden Waren und auch Dienstleistungen international angeboten. In der Welt dominiert der so genannte Freihandel, der einen möglichst freien Verkehr der gehandelten Waren ermöglichen soll. Das führt – so sagen Kritiker – dazu, dass zum Beispiel unterentwickelte Länder weniger Chancen haben, sich gut zu entwickeln. Denn sie werden von den klassischen Industrieländern mit Waren beliefert und bekommen selbst nicht die Chance, aktiv am Welthandel teilzunehmen. So entwickeln sich diese Länder langsamer als andere Länder.
Befürworter des freien Handels führen dagegen an, dass Handel in den meisten Fällen Wohlstand nach sich zieht. Seit den 1950er Jahren hat der globale Handel stark zugenommen. Gleichzeitig sank die Armut und die Zahl der Menschen auf der Welt, die von Hunger bedroht sind. Und nicht in allen Ländern der Welt ist heute freier Handel möglich. Er wird staatlich reglementiert und so können die betroffenen Länder nicht immer gleichberechtigt am Welthandel teilnehmen. Das führt ebenfalls zu einer verlangsamten Entwicklung. Manche Ökonomen meinen, dass nur durch Entwicklungshilfe ein Ausgleich geschaffen werden kann.