Bauindustrie - eine Branche mit vielen Facetten
Die Bauindustrie zählt in Deutschland zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen. Weit mehr als die Hälfte aller Investitionen im Land fließen in die Baubranche. Rund 2 Mio. Menschen arbeiten auf und mit dem Bau. Die Bauwirtschaft ist auch deshalb bedeutend, weil sie intensiv mit einer großen Zahl vor- und nachgelagerter Wirtschaftszweige verflochten ist. Das führt dazu, dass sie volkswirtschaftlich und politisch ein enormes Gewicht besitzt.
Es wäre zu einfach, die Baubranche nur in die zwei wichtigsten Felder, den Hochbau und den Tiefbau, zu gliedern. Denn ganz unterschiedliche Gewerke tragen zur enormen Wertschöpfung und Vielfalt in diesem Wirtschaftszweig bei. Ob Abdichtarbeiten oder Wintergärten, für solche Arbeiten sind Baufachkräfte und ihr enormes Know-How gefragt.
Und auch wenn die Bauindustrie immer wieder von schweren Krisen heimgesucht wird, so sind die Bauunternehmen aus dem deutschen Wirtschaftssystem nicht wegzudenken. Verschiedene politische Faktoren beeinflussen die Bautätigkeit enorm. So haben neue Gesetze zum Klimaschutz und neue Steuerbestimmungen dazu geführt, dass sehr viel in Wärme- und Kälteschutzisolierungen und auch in den Feuerungsbau investiert wurde. Und auch der Schornsteinbau ebenso wie der Verkauf von Schornsteinbauteilen ist von diesen Entwicklungen betroffen.
Infrastrukturprojekte sind nur ein kleiner Baustein in der Bauindustrie
Einen großen finanziellen Anteil an der Branche hat der Straßenbau. Asphaltarbeiten, Erdbau und die verbundenen Gewerke machten im Jahr 2006 rund ein Drittel des öffentlichen Bauvolumens aus. Gemessen am gesamten Wohnungsbau in Deutschland ist die Investition in die Verkehrsinfrastruktur jedoch eher gering. Mehr als das zehnfache haben die Wirtschaft und die privaten Bauherren im selben Jahr in die Erstellung von Wohnraum gesteckt.
Die deutsche Bauindustrie ist hochspezialisiert. So gibt es Unternehmen, die sich voll und ganz dem Fertigbau oder der Erstellung von Fertighäusern widmen. Und auch der Akustikbau oder die fachgerechte Installation von Schallisolierungen erfordern speziell ausgebildete Fachkräfte. Nicht nur dies führt uns die hochkomplexen Vorgänge in der Bauindustrie vor Augen.
Wasserwirtschaft – aus der Bauindustrie nicht wegzudenken
Die Versorgung mit Wasser ist nicht nur im öffentlichen Bereich ein wichtiges Thema. Auch für den Wohnungsbau ist der Wasserbau und die Erstellung von Wasserversorgungsanlagen von großer Bedeutung. Denn kein Haus, kein Hallenbau kann ohne die entsprechende Entwässerungstechnik errichtet werden. Und auch der Industrieanlagenbau kommt ohne Abwassersysteme oder Kläranlagen nicht aus. Eng damit verbunden ist der Brunnenbau, der wiederum Bohrungen mit sehr viel Kraft erfordert. Nicht zuletzt ist die Verwendung der richtigen Rohre oder Betonrohre entscheidend für gute Entwässerungstechnik, auch die Rohrreinigung spielt eine wichtige Rolle. Und wer denkt schon daran, unter dem Oberbegriff Bauindustrie auch diese Unternehmungen zu subsumieren.
Nicht vergessen sollte man die unterschiedlichen Formen des Spezialbaus. So gibt es Betriebe, die sich dem Holzbau, also ausschließlich Holzhäusern oder aber dem Bau von Containerunterkünften verschrieben haben. Auch Systembauten und der Bau von Tribünen gehören zur Bauindustrie, genauso wie die Errichtung von Silos.
Bauindustrie – auch der Abbruch gehört dazu
Oft genug muss vor dem eigentlichen Bau ein Abbruch vorgenommen werden. Dabei kann es sich um Industrieabbrüche oder um Sprengungen handeln. Und nach dem Bau stehen Bautenschutz, Restaurierungen und Sanierung auf dem Programm, genauso wie alles rund um den Innenausbau und die Baudekoration. Malerbetriebe und Spezialisten für Montagearbeiten sind für die Fertigstellung der Bauten ebenso wichtig wie Stukkateure und Sanitärfachleute. Für die Instandhaltung sorgt schließlich das Facility Management.
Bautätigkeit findet also immer statt, auch nach dem eigentlichen Bau. Für jegliches Bauvorhaben bietet die deutsche Bauindustrie den passenden Ansprechpartner in Beratung und Realisierung. Weit über eineinhalb Millionen Beschäftigte sorgen dafür, dass Bauherren rundum gut betreut werden. Bei allem Auf und Ab ist die Bauindustrie aus dem Wirtschaftsleben in Deutschland nicht wegzudenken.
Und auch wenn zum Jahresbeginn 2009 der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. prognostiziert, dass die gesamtwirtschaftliche Rezession die Bauwirtschaft spätestens im 2. Halbjahr 2009 erreichen wird: Die Umsätze im deutschen Bauhauptgewerbe werden nominal bestenfalls auf dem Vorjahresniveau verharren, real aber um etwa 2 % zurückgehen.
Der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Dipl.-Ing. Herbert Bodner weist darauf hin, dass die „volle Wucht der heraufziehenden Wirtschaftskrise“ sich in der deutschen Bauwirtschaft voraussichtlich erst im Jahr 2010 niederschlagen wird. Trotzdem gibt es laut Bodner keinen Grund zu Beginn des neuen Jahres in Konjunkturpessimismus zu verfallen; die deutsche Bauindustrie sei nicht nur für das schwere Jahr 2009 gut gerüstet; sie werde auch als Schlüsselindustrie bei der Überwindung der Rezession mehr denn je gebraucht.